Google Analytics 4 – Unified App+Web Measurement
Mit dem heutigen Accouncement beginnt für Google das gleichnamige Analytics Tool eine neue Ära. Mit dem neuen Google Analytics 4 bekommt das bisherige Google Analytics Universal nicht nur einen neuen Namen, sondern wird technologisch komplett neu aufgestellt.
Von nun an werden Daten von Websites und mobilen Apps in einem einzigen Datenpool zusammengefasst, sodass plattformübergreifende Analysen möglich werden. Was es genau damit auf sich hat, welche Möglichkeiten das neue Google Analytics 4 bietet und was Sie jetzt tun sollten haben wir in diesem Post für Sie aufbereitet.
Damit die Hürden bei der Implementierung nicht zu groß werden, sei vorab gesagt: Google Analytics 4 kann ohne zusätzliche Tag-Änderungen implementiert werden, wenn bereits heute gtag.js oder der Google Tag Manager verwendet wird.
Rückblick: Die Geschichte von Google Analytics
Man mag sich Fragen, wieso Google das neue Google Analytics eben Google Analytics 4 genannt hat. Dazu muss man wissen, dass Google Analytics bereits seit 2005 existiert und dessen Geschichte mit der Übernahme von Urchin begann:
- Google Analytics 1: Urchin (bis 2005)
- Google Analytics 2: Google Analytics, ga.js (2005 – 2013)
- Google Analytics 3: Universal Analytics, analytics.js (2013 – 2020)
- Google Analytics 4: App+Web (ab 2020)
Bis Google Analytics 3 (jetzt Universal Analytics) wurden tatsächlich keinerlei größere Änderungen am Datenmodell gemacht. Über die Jahre ist das System immer weiter gewachsen. Es wurden neue Messmethoden eingeführt und Produkt-Verknüpfungen (Google Ads, Display & Video 360, Salesforce etc.) ermöglicht. Das schien in der Vergangenheit nicht nur zu Problemen in der Datenbereitstellung zu führen, auch das zugrundeliegende Datenmodell führt in der Datenanalyse immer wieder zu Herausforderungen und wie jeder weiß, ein System lässt sich nicht unbegrenzt anpassen, erweitern und dehnen – irgendwann ist Schluss.
Alles neu in Google Analytics 4
Mit der Akquisition von Firebase hat Google 2014 den Grundstein gelegt, um ein komplett neues Tracking Tool inkl. eines neuen Datenmodells einzuführen. Firebase basiert nur noch auf einem Hit-Typ, dem Event. Vorrangig als App-Entwicklungsumgebung gestartet, wurde hier schnell klar, dass mit dem einfacheren Datenmodell deutlich komplexere Reporting-Lösungen geschaffen werden können. Mit der Vorstellung von App+Web wurde dann 2019 erstmals die Verknüpfung von App-Daten und Web-Daten mit einem einheitlichen Datenmodell möglich.
Das führt zu tiefgreifenden Veränderungen, wobei wir nachstehend lediglich die wichtigsten herausgreifen:
Datenmodell
Anstatt verschiedener Hit Typen wie Pageviews, Events, Transactions, sowie dem Modell von Custom Dimensions & Metrics wird es nur noch Events geben. Es ist dann möglich flexibel Parameter (Key-Value Pairs) zu definieren, welche die Tracking Informationen an Google Analytics 4 übergeben. Damit werden alle Daten quasi auf Hit Ebene gesetzt, mit Ausnahme der sog. User Properties, welche sich mit Custom Dimensions auf Visitor Ebene gleichsetzen lassen.
Vorher: eventCategory: download, eventAction: pdf, eventLabel: www.domain.de/agb.pdf
Nachher: event: download, file_type: pdf, file_location: www.domain.de/agb.pdf
Bestimmte Parameter wie zum Beispiel beim Ecommerce Tracking gibt Google vor, zudem gibt es eine ausführliche Liste mit vorgeschlagenen Events für verschiedene Umgebungen:
Wir empfehlen Ihnen sich an die Naming-Conventions zu halten. Auch wenn manche der Events bisher im Interface noch keine dedizierten Funktionen auslösen, sind Sie somit optimal auf die künftigen Weiterentwicklungen vorbereitet und ersparen sich überflüssige Anpassungen. Halten Sie sich auch an den nun für Events und Parameter zum Standard ausgerufenen snake_case um bestmögliche Kompatibilität zu erreichen.
Reporting Oberfläche
Der bekannte Aufbau Konto > Property > Datenansicht existiert nicht mehr. Stattdessen wurde die Struktur nach Konto > Property geändert. Das kann zu Problemen führen bei sehr großen Projektstrukturen mit vielen Domains und/oder Apps. Denn Filter werden nun direkt in Berichten erstellt und angewendet und bei entsprechend Datenmengen läuft man dann sehr schnell in das Sampling. Google hat aber auch Pläne für die Erstellung von Subsets an Daten pro Property über die Nutzerverwaltung angekündigt, was ggf. eine Lösung des Problems sein könnte.
Datenlimits
Wie auch schon das klassische Google Analytics besitzt Google Analytics 4 ebenfalls Limitierungen was die Übergabe von Daten anbelangt. Zu den Datenerfassungslimits zählen Ereignisse, Ereignisparameter und Nutzereigenschaften. Werden die folgenden Limits überschritten oder die Bedingungen ignoriert, werden die nachfolgenden Events in Analytics nicht protokolliert.

Quelle: https://support.google.com/analytics/answer/9267744?hl=de
Die Konfigurationslimits sehen wie folgt aus:

Quelle: https://support.google.com/analytics/answer/9267744?hl=de
Vor allem das Limit für registrierte Textparameter ist einschneidend, da dieses neben den Custom Dimensions auch das Dreiergespann aus Event Category, Event Action, Event Label ersetzt. Für GA4-360 Nutzer werden die Limits wie auch schon im klassischen Google Analytics selbstverständlich hochgeschraubt, dennoch kann es bei umfangreichen Projekten mit sehr viel benutzerdefinierten Daten auch hier schnell zu Problemen kommen.
Analyse-Hub für alle – kein Datensampling in Standard-Reportings
Als Neuerung stellt Google Analytics 4 heraus, dass außerhalb des Analyse Hubs komplett auf das Sampling verzichtet wird. Das heißt alle Standard-Reports sind grundsätzlich ungesampelt abrufbar. Mit Google Analytics 4 seht nun für alle User der schon aus Google Classic Analytics 360 bekannte Analyse-Hub zur Verfügung.
Hier lassen sich mit einfachen Mitteln umfangreiche Reportings erstellen. Zur Auswahl stehen beispielsweise der Erkundungsmodus für schnelle (Pivot)-Tabellen, die Segmentüberschneidung, Trichter- und Pfadanalysen sowie der Nutzer-Explorer und eine Kohortenanalyse. Berichte in dem Analyse-Hub können per Mausklick anderen Nutzern zur Verfügung gestellt werden, eine Vorlagen-Galerie gibt Ansätze für verschiedene Anwendungsfälle und Branchen.
Kostenlose Verknüpfung mit BigQuery
Rohdatenanalyse war mit dem klassischen Google Analytics in der kostenlosen Variante bisher nur sehr eingeschränkt möglich. Google öffnet dies nun mit der Einführung von Google Analytics 4 und ermöglicht uneingeschränkt die Verknüpfung zu Google Big Query. Es gilt jedoch zu beachten, dass Google BigQuery als Teil der Google Cloud kostenpflichtig ist.
Ist eine Umstellung notwendig?
Da das Google Universal Analytics auf absehbare Zeit eingestellt wird, empfehlen wir schon jetzt zusätzlich zum bisherigen Setup GA4 im sogenannten Dual Tagging zu nutzen.
Wichtig hierbei: Ein genauer Zeitpunkt der Einstellung von Google Universal Analytics ist nicht bekannt. Es steht aber bereits fest, dass Google Universal Analytics keine weiteren Updates bekommen wird.
Auch wird die Historie nicht ins System von GA4 übertragen. Wer also zum Ende des Universal Analytics nicht ohne Datenhistorie dastehen will, muss jetzt damit beginnen diese aufzubauen.
Wir empfehlen deshalb, ab sofort ein Dual Tagging zu implementieren, damit in der Zukunft genügend historische Daten vorliegen.
Eine Implementierung ist sehr einfach. Nutzer des Google Tag Managers können das Tag Template für Google Analytics 4 einbauen und das bereits existierende dataLayer Objekt nutzen. in der Regel ist keine IT-seitige Anpassung notwendig. Somit können bereits jetzt Daten gesammelt werden, um sich mit dem neuen Datenmodell und Interface vertraut machen zu können ohne das große Aufwände entstehen.
Durch das veränderte Datenmodell und die neuen Limitierungen sind für eine effektive Nutzung von Google Analytics 4 einige Dinge zu beachten. Wir beraten Sie gerne und erstellen Ihnen individuelle Lösungen für komplexe Anforderungen.
Gibt es ein 360 Upgrade für Google Analytics 4?
Für 360 Nutzer ist ein Upgrade für Google Analytics 4 derzeit noch in der Beta Version und kann über den Sales Partner beantragt werden. Wie auch schon im bisherigen Google Analytics 360 gelten auch für GA4-360 höhere Grenzwerte für die Erhebung und Aufbewahrung von Daten sowie für die Berichterstellung und den Export von Daten nach BigQuery.

https://support.google.com/analytics/answer/9826983
Das 360 Beta Upgrade kann für 360 Nutzer unverbindlich zur kostenfreien Nutzung über uns bei Google angefragt werden.
Fazit
Das neue Google Analytics 4 eröffnet durch sein vereinfachtes Datenmodell und die Möglichkeit des Rohdatenexports auch in der kostenlosen Variante viele neue Möglichkeiten. Auf der anderen Seite können die neuen Limitierungen bezüglich Parametern, sowie die veränderte Kontenstruktur bei sehr detailliertem Tracking die Granularität der Daten verringern und aussagekräftige Analyse-Ergebnisse erschweren.
Bei der Umstellung von bisherigen Google Analytics auf GA4 werden keine historischen Daten übergeben.
Umso wichtiger ist es, bereits jetzt mit Google Analytics 4 zu starten, um durch kontinuierliche Optimierung des Trackings eine optimale Datenbasis für zukünftige Analysen zu erhalten. Als Google Certified Partner & Reseller stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung!
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Geschrieben von
Sebastian ist Evangelist Digital Analytics bei der Resolution Media in Ludwigsburg, liebt Code und predigt gerne über alle Themen rund um Data Strategies, Data Security und die Google Marketing Platform.
Sebastian Pospischil
Evangelist Digital Analytics
Ludwigsburg
Philipp Schneider ist Specialist Digital Analytics bei Resolution Media. Seine Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen berät er um alle Themen rund um die Google Marketing Platform und Digital Analytics.
Philipp Schneider
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Kian ist Senior Executive Client & Business Development bei der Resolution Media in München und schreibt über Themen rund um Marketing-Plattformen und Digital Analytics
Kian Kronenberg
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